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Tülin Pektas

Tülin Pektas spielt zum ersten Mal in Wangen, die Festspiele kennt sie bereits seit einigen Jahren durch ihren Mann Georg Brenner, der für Geräusche und Musik sorgt. So fühlt sie sich hier schon ein bisschen heimisch. „Ich bin wahnsinnig begeisterungsfähig für Natur und Landschaft“, sagt sie. „Man kann hier so viel entdecken.“

Die gebürtige Zypriotin ist nicht den direkten Weg zum Theater gegangen, aber einer frühen Leidenschaft gefolgt. Sie hat mit 16 Jahren am Passauer Stadttheater vor allem in der Oper als Statistin gewirkt – mit der Folge, dass sie kostenlos ins Theater gehen konnte. Sie schwärmte für die Schauspielerei, machte aber nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung als Keramikerin. Anschließend zog sie nach Höhr-Grenzhausen bei Koblenz und begann mit dem Studium für Künstlerische Keramik. Während dieser Zeit lernte sie ihren heutigen Ehemann kennen. Und bald darauf entschied sie sich, auch beruflich einen neuen Weg einzuschlagen. Erfolgreich bewarb sie sich am Schauspielhaus Salzburg, wo junge Menschen als „Eleven“ den Beruf in einer Lehre erlernen. Das bedeutet: Sie spielen fast von Anfang an in Stücken für Kinder und Jugendliche. Ihre erste große Rolle war die Hauptrolle in Ronja Räubertochter von Astrid Lindgren. „Wir haben das Stück 127 Mal gespielt und waren damit auch unterwegs in ganz Österreich“, erzählt Tülin Pektas. 

Ihr erstes Engagement führte sie nach Linz ans „Theater des Kindes“. An die Zeit dort denkt sie besonders gern zurück: „Das ist ein sehr feines Haus. Man versteht sich dort noch ein bisschen als Familie“, sagt sie. Romeo und Julia spielte sie dort zu zweit und mit einem Sofa und gefühlt 1000 Requisiten. „Besonders schön waren die Nachgespräche mit dem Publikum, weil man eben auch den direkten Kontakt hatte und ein ebenso direktes Feedback bekam.“ 

Bis 2021 hatte Tülin Pektas durchgehend feste Engagements, zuerst an der Badischen Landesbühne in Bruchsal, dann ab 2015/16 am Stadttheater in Lüneburg. Die Zeit in Bruchsal bedeutete viel zu reisen. Unter anderem spielte sie dort sehr oft das Stück „Es ist was nicht wahr“ von Olivier Garfalo. „Es wird bis kurz vor dem Ende allein gespielt, was eine große Herausforderung bedeutet, aber auch eine tolle Erfahrung ist“, wie sie erzählt. Lüneburg hatte unter anderem den Vorzug, nahe an Hamburg zu sein und damit auch interessante Eindrücke zu sammeln – auch bei Besuchen in den Theatern der Stadt. Auf der Bühne konnte sie viele unterschiedliche Erfahrungen machen, denn in Festengagements decken die Schauspielerinnen und Schauspieler alles ab, was ansteht. „Das ist auch in Ordnung, weil man durch Spielen und durch unterschiedliche Rollen und Themen auch sehr viel lernt“, sagt sie. So stand sie in Horvaths „Glaube, Liebe, Hoffnung“ ebenso auf der Bühne wie zum Beispiel als Gattin eines Diktators in „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“. 

Mit ihrer Heirat zog Tülin Pektas zurück in die Region Koblenz und arbeitet von dort aus freiberuflich. Die Pandemie brachte es mit sich, dass sie nicht nur spielt, sondern auch Stücke entwickelt. Derzeit arbeitet sie mit dem Kulturland Kollektiv, das sie mit zwei Kollegen gründete, an einem Interview-Projekt. Gefördert wurde es vom Bund. 

Jetzt steht also das Freilichttheater im Wangener Zunftwinkel an. Die geistige Frische holt sie sich dafür bei frühmorgendlichen Spaziergängen im Wald. Auch dort gilt: „Man kann viel entdecken.“