Zum Inhalt springen

Peter Raffalt

Wangen – Vorhang, der Sechste! Peter Raffalt Künstlerischer Leiter und Regisseur der Festspiele Wangen, macht in dieser Saison das halbe Dutzend im Zunftwinkel voll.  

Was unterscheidet die Arbeit und das Leben in Wangen von dem in der Zwei-Millionen-Metropole Wien, wo der Theatermacher zu Hause ist? „Die viele Natur und die Ruhe ermöglichen während der Arbeit eine gewisse Entschleunigung“, sagt er. „Die Wege sind kurz und dauern nicht Stunden wie in einer Großstadt, die aus allen Nähten platzt.“ Das heißt auch, neben der Arbeit kann er sich konzentriert Dingen widmen, zu denen er Lust hat. Von seiner Unterkunft auf der Berger Höhe aus ist er in freier Zeit gern mit dem Rad unterwegs oder joggt durch den Wald und über die Wiesen. „Ich habe noch nie in dieser Gegend der Stadt gewohnt. Deshalb war ich anfangs dort viel unterwegs, um diese Ecke kennenzulernen.“ Ansonsten liest er viel, schreibt und bereitet auch schon wieder Projekte für den Herbst vor. Wenn dann doch noch ein bisschen Zeit ist, nimmt er einen Reiseführer in die Hand, denn über die Weihnachtszeit entschwindet er mit seiner Frau aus dem kalten, grauen Wien nach Sri Lanka.

Rechnet Raffalt die Zeit zusammen, die er bisher in den Sommern und auch zwischendrin für Vorbereitungen in Wangen verbracht hat, so summiert sich das Ergebnis auf an die zwei Jahre. Mit Blick auf seinen Lebenslauf nimmt Wangen damit einen nicht unerheblichen Teil der Lebenszeit ein, die er in Baden-Württemberg verbracht hat. Die Schauspielkunst hat der gebürtige Villacher in Stuttgart gelernt. Zwölf Jahre war er insgesamt dort. „Jetzt bin ich bald zwei Jahre in Wangen, zwischendrin haben wir von hier aus noch einen Abstecher nach Überlingen gemacht. Und dann habe ich in einer Saison im Zimmertheater Rottweil gespielt – scheint so, als ob es mich immer wieder in den Südwesten zieht!“

Der Fokus jetzt liegt auf den Festspielen Wangen mit den Stücken „Die Wahrheit“ und „Der Räuber Hotzenplotz“. Raffalt ist sehr glücklich, dass die Proben nun schon zum wiederholten Male im GEG-Gebäude beim Bahnhof stattfinden können. „Wir haben dort sehr gute Bedingungen, weil wir auf der originalgroßen Bühne proben können“, sagt er. „Dazu kommt, dass es in dem Gebäude nicht zu heiß wird.“ Wenn das Team nach ein paar Wochen in den Zunftwinkel umzieht, geht es für die Schauspieler nach seinen Worten eigentlich nur noch darum, sich an die Umgebung und die Geräusche anzupassen. Und selbst wenn die Endproben nicht auf der Bühne an der Stadtmauer stattfinden könnten, würden sich die Schauspieler bei der Premiere dort trotzdem zurechtfinden.

Mit Blick auf die Stücke sagt er: „Beim Räuber Hotzenplotz haben wir zehn Kinder dabei. Neidvoll schaut man auf Sie, wenn man sieht, wie schnell sie Liedertexte lernen. Einmal, vielleicht zweimal gehört und dann ist alles drin, wozu Erwachsene manchmal Stunden brauchen.“ Und „Die Wahrheit“ von Florian Zeller? „Ich bin gespannt, wie das Stück ankommt. Da wird gelogen, dass sich die Balken biegen und alle wissen es.“ Einen Stimmungstest gab es schon: „Eine Helferin schaute kürzlich zu und hat Tränen gelacht“, berichtet Raffalt sichtlich vergnügt.